D 2011, 96 min
FSK 0
Verleih: Constantin

Genre: Action, Abenteuer, Kinderfilm

Darsteller: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus, Valeria Eisenbart, Günther Kaufmann

Regie: Christian Ditter

Kinostart: 29.09.11

1 Bewertung

Wickie auf großer Fahrt

Ein Klugscheißer in dritter Dimension

Eigentlich ist es ja unmöglich, Wickie nicht zu mögen. Diesen kleinen, goldigen Outsider, der ein Outsider ist, weil er in einer Gesellschaft gewaltbereiter Dumpfbacken der einzige Friedfertige mit Verstand ist. Da identifiziert man sich doch hin und wieder ganz gerne mit. Und pädagogisch wertvoll ist diese Selbstbehauptung dank Geisteskraft ja auch. Und man muß ja nicht immer der Nostalgie-Heini sein und kopfschüttelnd dieses „Ach, damals die Zeichentrickserie, die war noch so süß und schön!“ vor sich hin brabbeln, wenn man jetzt im Kino nach WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER (von und mit Bully Herbig) die Fortsetzung WICKIE AUF GROSSER FAHRT (ohne Herbig, dafür in 3D) sieht. Aber was bleibt einem übrig, in Anbetracht dieses lieblos kalkulierten Null-Acht-Fünfzehn-Abenteuers?

Darin trifft Wickie bei einem der obligaten Wikinger-Raubzüge auf das Mädchen Svenja. Erste Liebe knospt – harsche Enttäuschungen inklusive. Zudem fällt Wickie ein geheimnisvolles Büchlein in die Hände, in dem hieroglyphenhaft verschlüsselt der Weg zum legendären Eispalast verzeichnet ist. Dort nun hängt der Hammer des Donnergottes Thor, und wer diesen Hammer wiederum in Händen hält, bekommt dadurch göttergleiche Macht. Wickie, hier eher schon Klugscheißer als pfiffiges Kerlchen, enträtselt flugs besagte Hieroglyphen. Mies nur, daß der Oberschurke, der schreckliche Sven, nicht nur das Büchlein stiehlt, sondern auch Wickies Vater kidnappt. Es beginnt eine abenteuerliche Jagd zum Eispalast.

Um endlich die Streitaxt zu schwingen: Das 3D ist – wieder einmal – absolut überflüssig. Pure Geldschinderei. Jede Zeichnung eines Kleinkindes auf einem A4-Blatt suggeriert mehr Raumtiefe als dieser Murks hier. Murks sind auch die Tricks, die eine aus einschlägigen Fantasy-Elementen zusammengeklaubte Story wohl einfordert. Das Finale im Eispalast etwa stammt streckenweise verdammt offensichtlich aus INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG. Einem Film in 2D aus dem Jahr 1989 – nicht nur, aber auch deshalb, spektakulärer und stimmungsvoller.

Denn sorry, aber man kommt einfach nicht umhin, der Nostalgie-Heini zu sein. Filme wie WICKIE AUF GROSSER FAHRT lassen keine andere Wahl. Dabei hat gerade Regisseur Christian Ditter schon bewiesen, daß er es besser kann. Über seine VORSTADTKROKODILE, auch ein aufbereiteter Stoff vergangener Tage, gab es nix zu meckern. Nostalgie hin oder her.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.