Originaltitel: SÅ OCK PÅ JORDEN

S 2015, 130 min
FSK 6
Verleih: Prokino

Genre: Tragikomödie, Musik

Darsteller: Frida Hallgren, Niklas Falk, Jakob Oftebro

Regie: Kay Pollak

Kinostart: 03.12.15

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Wie auf Erden

Vom Firmament zu Boden geplumpst

Können Sie uns in die Augen schauen und behaupten, anno 2005 bei WIE IM HIMMEL nicht lautstark ins Taschentuch geschnaubt zu haben? Ha, erwischt! Und natürlich warteten Sie seither auf eine Fortsetzung, erst sehnsüchtig, dann immer stiller, aber trotzdem nachdrücklich? Ihr Wunsch wurde von Regisseur Kay Pollak endlich erhört, auch wenn man sich angesichts des fertigen Produkts, welches tatsächlich irgendwie einem Fertigprodukt ähnelt, schon fragt, was hier zehn Jahre gebraucht haben soll.

Die Geschichte zeigt nicht nur Kürze, sondern verfügt zudem über Remake-Qualitäten: Statt Daniel ist Lena traumatisiert, schließlich verstarb erst vor wenigen Monaten ihre große Liebe, eine Schwangerschaft blieb als Erinnerung. Dramatik pur, wie sich der kleine Mensch nun ganz zu Anfang aus dem Mutterbauch ins Leben kämpft, inklusive viel Geschrei, vom Schneesturm geplätteten Autos sowie verhinderter Hebamme. Und Pollak gibt so gleich seine Richtung vor, den Weg der lauteren Töne.

Lena, die seitens der anderen Dorfbewohner scheel Beäugte, macht sich nix aus schiefen Blicken, sondern arbeitet fortan dran, die schlecht besuchte Kirche zum Begegnungsort zu formen. Zunächst fliegt das Mobiliar raus, dann wird ein Tanztee organisiert, und schließlich – wen wundert es ernsthaft – soll der Chor reanimiert werden. Aber nicht irgendwie, sondern mit dem „Halleluja“ aus Händels „Messias“, einer richtig großen Nummer also!

Recht übersichtlicher Stoff für einen auf epische Länge gestreckten Film, dessen Fahnen im Wind wuchtiger Emotionen flattern, und welcher sich dabei häufig zu verheben droht. Beispielsweise an Figuren, deren Bekanntheit als Entschuldigung für nachlässige Skizzierung dienen soll, Facetten kamen eh kaum dazu, mal weg von Pfarrer Stigs Trunksucht. Nur wünschte man sich manchmal eben doch, alte Freunde in neuem Licht zu sehen. Oder Verzicht auf Standardzutaten à la „Zwei Menschen mit trotz böser Erfahrungen aufblühenden Gefühlen schreien einander im strömenden Regen an.“

Es obliegt allein Frida „Lena“ Hallgren, derlei Grobheiten zu überspielen, was tatsächlich versöhnlich oft glückt. Wohl obligatorisch gegen Ende bleischwer niedersausende Tragik, kein Stück handlungsdienlich, vermag sie allerdings ebenfalls nicht auszugleichen. Aber dann gibt’s ja den versprochenen Gesang, und für begrenzte Zeit gerät die Erde wieder zum Himmel.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...