D 2002, 85 min
Verleih: Constantin
Genre: Comicverfilmung, Komödie, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Michael Lott, Sven Walser, Anna Böttcher
Regie: Sven Unterwaldt, jr.
Kinostart: 12.09.02
Hierzulande entstehende Komödien sind großteils bekannt für staubigen Humor, das Durchschnittskaninchen hingegen kämpft mit Überbiß, trägt lange Ohren spazieren, mag Möhren. Und – viel wichtiger – es schlägt in Sachen sexuelle Aktivität locker jede andere Gattung. Was geschieht nun, wenn ein deutsches Lustspiel den letztgenannten Punkt auf die Spezies Mensch ummünzt?
Horst und Vera: Jede Faser seines Körpers repräsentiert den Typ "Buchhalter", sie tut alles, so perfekt wie möglich einem grauen Mäuschen zu ähneln; man hat sich gesucht und gefunden. Trotzdem führt mangelnde Mülltrennung unerwartet zum zwischenmenschlichen Desaster, als im nicht vorschriftsmäßig entsorgten Abfallbeutel ein filmisches Meisterwerk namens – Schock! – "Saftige Schlampen spreizen ihre Schenkel" entdeckt wird. Vera flüchtet zur Mama, Horst dagegen macht die Bekanntschaft des neuen Nachbarn Sigi, welcher gerade in Trennung von Freund Hubert lebt. Das Singledasein beschert Horst manche Peinlichkeit und Freiheit, treibt ihn schließlich in die gierigen Arme einer unersättlichen Sexbestie. Derweil kündigt Sigis Mutter ihren plötzlichen Besuch an. Gute Gelegenheit, seine Familie mit der Nachricht "Ich bin schwul!" zu beglücken. Bleibt nur noch zu klären, wer den Schwiegersohn geben soll. Hubert? Oder lieber die aktuelle Affäre – IQ-technisch einem Schokoriegel ebenbürtig, doch mindestens genauso lecker? Als beide auftauchen, hat Sigi Probleme am Hals. Gleichzeitig lädt Vera Horst zum Essen und folgt dem Rat ihrer Freundin: "Mach’ ihm die Nutte!"
Es folgt ein Abend der Superlative; man lügt, bringt Wahrheiten auf den Tisch, säuft, poppt. Was aber andernorts bereits das große Finale wäre, dient hier lediglich als Vorstufe für die ultimative Katastrophe. Diese fällt zwar trotz Beteiligung der prallen Oberweite von Erotikstar Kelly Trump gegen Ende etwas flach aus, dennoch bleibt sich das Drehbuch Ralf Königs treu. Schön albern-zotig zieht es alle – Homos, Heteros, Emanzen und Spießer – durch den Kakao, gleitet dabei niemals in widerlichen Fäkalhumor ab und pappt auch keine zuckrige Heile-Welt-Harmonie an den Schluß. Reife Leistung – nicht nur für eine deutsche Komödie.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...