Originaltitel: COMBIEN TU MAIMES
F 2006, 92 min
Verleih: Concorde
Genre: Tragikomödie, Liebe
Darsteller: Monica Bellucci, Gérard Depardieu, Bernard Campan, Sara Forestier
Regie: Bertrand Blier
Kinostart: 31.08.06
Das hätte Streß gegeben, ganz bösen Streß sogar, wäre die Bellucci auch nur gut vierzig Jahre früher geboren. Sie hätte den satten Weiblichkeiten von La Loren, La Cardinale und La Lollo den Zornesschaum vor den Mund getrieben, denn La Bellucci scheint wie eine Fusion allen erdenklichen Sexappeals. Aus ihren stets wie von Wut verweinten erdbraunen Augen blitzen Kraft, Intellekt, Sanftmut und Wildheit, aus ihren Kurven lugen Stolz, Mütterlichkeit und purer Eros. Sie ist Kinostar von längst verschollener Güte, für diese Frau wurden Träume in Cinemascope vielleicht erst erfunden.
Hier nun spielt sie eine Nutte, die von sich selbst - aus nicht zu verleugnenden Gründen - sagt, sie sei geboren, damit die Männer sich verlieben können, die sich eines Tages an einen Typen hängt, dem die Traurigkeit der Welt die Mundwinkel nach unten zog, der plötzlich angibt, im Lotto gewonnen zu haben und nun mit Daniela zusammenleben möchte. Die ersten Versuche bürgerlicher Häuslichkeit gehen ganz gut. Bis François ihr gesteht, eigentlich ein Bürohengst zu sein, Daniela schnell ihre italienischen Preziosen unter dem Bademantel verstaut und wieder dem Ruf der Nacht folgt, zu ihrer Bar, ihren Mädels, ihrem poltrigen, patenhaften Zuhälter. Der wird übrigens in einer lakonischen, herrlich selbstironischen, bräsigen Performance von Gérard Depardieu gegeben, der diesem opernhaften, berauschend komischen Film so ein bißchen die Erdung gibt.
Die musikalische Kulisse ist komponiert aus viel Callas und einem rauchig kratzenden Saxophon-Jazz. Treibendes Element ist hier immer die Überhöhung, in den Dialogen, im Ausbruch der Gefühle, im Licht, das schlagartig schneeweiß wird, wenn die Bellucci sich aus der Wäsche schält. Weißes Licht, weiße Haut, weißes Sofa, im Hintergrund weiße Lampen, im Vordergrund ein sehr weißer, sehr üppiger Busen. Ein Schneewittchen-Moment, der diesem Liebesmärchen nur zu gut steht. Brüllendkomische Sentenzen gibt es übrigens auch, zum Beispiel bei einer herrlich eifrigen Treppenhaus-Debatte über die Orgasmusfähigkeit von Frauen aus dem Süden.
Daß all dies kein geiferndes Alterswerk von Monsieur Blier wird, liegt vor allem an der Lässigkeit, mit der hier unsteril, dabei niemals ordinär auch von Sex erzählt wird. Und das geht am besten mit la bella Monica. Sie gibt dem Kino quasi das zurück, was ihm in den letzten zwanzig, dreißig Jahren vor allem durch das verklemmte, neokonservative amerikanische Kino genommen wurde: Glanz.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.