Originaltitel: LA PASSAGÈRE
F 2022, 93 min
FSK 12
Verleih: Atlas
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Cécile de France, Félix Lefebvre
Regie: Héloïse Pelloquet
Kinostart: 21.09.23
Dieses von Salz, Wind und Sonne gezeichnete Gesicht, dieser unbändige Wuschelkopf und vor allem diese Kraft aus breiten Schultern und anpackenden Armen ... Man glaubt sofort, Cécile de France habe im Leben nie etwas anderes getan, als Krabben aus Körben und Fische aus Netzen zu holen. De France gehört seit Jahren zu den besten frankophonen Schauspielerinnen, häufig wird sie dennoch etwas unterschätzt besetzt, vielleicht einfach, weil sie Belgierin ist. Je m’en fou ... und ihr sicher auch, sie dreht fast pausenlos und verschmilzt noch immer mit jeder Rolle, und zwar ganz ohne diese ermüdend ausgestellten Leistungsschaumanierismen. Sie kann es einfach!
Und so wird sie hier in dieser berührenden Liebesgeschichte vom ersten Moment an zu Chiara. Die einst auf diese Insel im schroffen Atlantik kam, um mit Antoine, dem Fischer, zu leben, um als anpackende Frau bei Wind und Wetter ihren Mann zu stehen. Sie hat, wie man so sagt, ihren Platz gefunden. Und wird genau diese Verortung verlieren wegen eines jungen Schnösels. Zumindest ist dies Chiaras anfänglicher Blick auf den verwöhnten Maxence, der aus gutem Hause kommend nun endlich etwas Richtiges machen will: Er wird Azubi bei den beiden Fischern. Sie sieht bald mit Stolz, daß sich der Teenager nicht ungeschickt anstellt, ihre Blicke kreuzen sich, irgendwann werden ihre Augen dunkler, irgendwann geraten Anziehung und Wehr aus der Balance ...
Behutsam und trittsicher erzählt Héloïse Pelloquet von einer intensiven Begierde, sinnlich sowieso, auch die Szenen, in denen Chiara und Maxence Sex haben, sind trotz hitzigen Begehrens so ganz ohne Peter-Maffay-Schwüle, vielmehr von einer knisternden Selbstverständlichkeit, denn was bitte soll an dieser Liebe auch verkehrt sein? Pelloquet erzählt von Dingen, die im Leben manchem passieren können: eine neue Liebe neben der alten. Das ist auch hart, für Antoine, ganz klar, aber eben auch wunderschön anzusehen. Und reinster Zucker, wenn Chiara Maxence in zärtlichstem Italienisch „Pivellino“ ruft oder sich eingesteht, noch nie derart glücklich gewesen zu sein.
Ungerecht, Félix Lefebvre nicht zu erwähnen: Einfach großartig, mit welcher Unbedingtheit und Selbstgewißheit er Maxence sich in diese Liebe werfen läßt! Und schließlich wäre Mut zu attestieren: Pelloquet dafür, wie sie ihren Film enden läßt, und Chiara, wie sie dieses Ende nimmt.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.