Originaltitel: DIAMOND BRUT
F 2024, 103 min
Genre: Drama, Erwachsenwerden
Darsteller: Malou Khebizi, Idir Asougli
Regie: Agathe Riedinger
Kinostart: 12.12.24
„Ich respektiere mich selbst, anders als Du!“ Es ist einer dieser wütenden Sätze, welche die 19jährige Liane ihrer alleinerziehenden Mutter entgegenknallt. Sätze, die das Filmpublikum immer wieder in innere Konflikte verwickeln.
Wie soll man glauben, daß diese Liane, die gerne eine erfolgreiche Influencerin wäre und davon träumt, an einer zwielichtigen Reality-TV-Show namens „Paradise Island“ teilzunehmen, sich selber respektiert? Liane, die Ladendiebin mit ihren aufgespritzten Lippen, ihren gemachten Brüsten, ihren fünf Zentimeter langen Fingernägeln und ihrem billigen Glitzer-Schick. Unter der südfranzösischen Sonne zieht sie zusammen mit ihren ebenso püppchenhaften Freundinnen abends auf der Promenade die große Show ab. Es tut weh zu beobachten, was sie alles tut, um eine „schöne“ Oberfläche zu präsentieren und damit Follower zu generieren. Wie weit sie bereit ist, sich jeglichen Markt-Regeln der Social-Media-Welt zu unterwerfen.
Man könnte sie bedauern oder gar verachten. Doch so sieht Agathe Riedinger ihre Heldin nicht. Und das macht die große Stärke des Filmes aus. Er nimmt Liane immer ernst, zeigt ihre Fähigkeiten wie auch ihre Ängste, etwa die Furcht vor den wirklichen Liebesdingen. Vor allem aber erkundet der Film durch Lianes Augen ihr hoffnungsloses und sexistisches Umfeld, aus dem ihr tiefster Herzenswunsch entspringt: da herauszukommen. Am Ende ist sie Material Girl und Gladiatorin in einem.
Regisseurin Riedinger und Hauptdarstellerin Malou Khebizi liefern mit diesem Sozialdrama und Coming-Of-Age-Film ein überzeugendes Debüt ab, das es übrigens aus dem Stand in den Wettbewerb von Cannes schaffte.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...