Originaltitel: CEDAR RAPIDS
USA 2011, 87 min
Verleih: Fox
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Ed Helmds, John C. Reilly, Anne Heche, Isiah Whitlock, Stephen Root
Regie: Miguel Arteta
Kinostart: 07.07.11
Manchmal braucht es nicht viel, um ein Leben gänzlich aus den Fugen geraten zu lassen. Keine Alieninvasion, keine Naturkatastrophe, keinen Biß einer radioaktiven Spinne. Manchmal reicht eine Geschäftsreise nach Iowa, und dennoch kann diese kleine feine Veränderung eine Geschichte genauso unterhaltsam und mindestens doppelt so charmant werden lassen, wie jene erderschütternden Auslöser der Marke Popcornkino. Aber beginnen wir, wie es sich gehört, am Anfang:
Der freundliche, aber etwas steife Versicherungsvertreter Tim wird nach dem unerwarteten Tod eines Kollegen an dessen Stelle auf Dienstreise nach Cedar Rapids, Iowa, geschickt, um dort die Firma bei einem Versicherungskongreß zu vertreten. Sein Chef bläut ihm immer wieder zwei Dinge ein: Tim soll den prestigeträchtigen Two-Diamonds-Award für besondere Versicherungsqualität mit nach Hause bringen, den die Firma die vergangenen Jahre dreimal in Folge gewann, und er soll sich von Dean Ziegler fernhalten, einem vulgären Großmaul mit aufmüpfiger Attitüde und denkbar schlechtem Einfluß auf sein Umfeld. Natürlich werden Tim und Dean in einem Zimmer einquartiert. Neben dem grobschlächtigen Suffkopp Ziegler gerät Tim noch in weitere „schlechte Gesellschaft“, und zwar in Form der sehr attraktiven und scheinbar leicht zu habenden Joan Fox. Umgeben von derart lüsternen Gesellen muß Tim in punkto Lebensanschauung natürlich seine Unschuld verlieren und bekommt die Härte des Daseins als Versicherungsagent hautnah zu spüren. Im Zuge seiner verspäteten Mannwerdung wird Tim außerdem offenbart, wer hier tatsächlich Dreck am Stecken und wer die weiße Weste hat.
Miguel Arteta, der mit seinen tragikomischen Independentfilmen wie THE GOOD GIRL oder YOUTH IN REVOLT liebevoll gezeichnete und sehr amüsante Charaktere auf die Leinwand zu bringen verstand, macht auch hier wieder fast alles richtig. Seine authentischen Figuren in die brenzligsten Situationen zu bringen, ihnen aber immer treu zu bleiben und sie nie zu verraten oder bloßzustellen, das kann der Herzblutfilmemacher wie wenige andere Komödienmacher. Und er verdient sich mit CEDAR RAPIDS einmal mehr Anerkennung für eine kleine, feine Kinoperle, die bei aller ausgestellten Harmlosigkeit tief in die Psyche von Kleinstadt-Amerika vordringt.
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...