Herr Cizek hat einen Freund. Der ist Sudetendeutscher, heißt Horst, wurde als Kind Wurst genannt und erfährt nun als Mitglied der NSDAP späte Rehabilitation. Herr Cizek hat eine Frau, die ihn liebt, der er aber keine Kinder schenken kann. Er hatte einen jüdischen Arbeitgeber, den man nach Theresienstadt deportierte, und nun verbirgt sich dessen Sohn David in der Kammer hinter dem Schrank.
Das Leben macht diesen netten Kleinbürger zum Helden, um den dazugehörigen Mut muß er immer wieder ringen. Und weil dieses menschenfreundliche und schrullige kleine Filmwunder aus Tschechien einmal annimmt, daß solches für viele gilt, die nicht gegen Hitler aber für den Nachbarn so manches Wagnis eingingen, bringt es auch für die Verlierer im Kampf um Zivilcourage Sympathie auf: für den national erstolzten Horst, den alten Mann auf der nächtlichen Straße, der David an die Deutschen verraten wollte, sogar für den strammen Nazi Kepke, dessen Söhne die Front fraß.
Autor Jarchovsky und Regisseur Hrebejk, die sich erzählerisch und visuell nahezu brüderlich ergänzen, geben ein weiteres eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man einer unheilvollen Zeit mit Respekt und kauzigem Humor zugleich begegnen kann. DAS LEBEN IST SCHÖN, mehr noch TRAIN DE VIE kommen einem in den Sinn, doch diese tragikomische Schwejkiade behauptet in jeder Hinsicht ihre Eigenständigkeit.
Feige Helden und mutige Denunzianten fordern für sich Verständnis, mal verdichtet sich alles zu tödlicher Gefahr, um sich dann in einer ganz besonderen Komik aufzulösen, die vor allem durch ihre Sinnlichkeit besticht: da werden Kriegsstrategien mit Lebensmitteln nachgestellt, ein Schwein muß weichen und verzehrt werden. Eine Notlüge führt schließlich dazu, daß David mit der Frau seines Retters Ehebruch begehen muß - mit dem Einverständnis des Gatten und unter den Augen der Jungfrau Maria.
Originaltitel: MUSÍME SI POMÁHAT
Tschechien 2000, 124 min
Verleih: Movienet
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Boleslav Polívka, Anna Sisková, Jaroslav Dusek
Regie: Jan Hrebejk
Kinostart: 14.03.02
[ Sylvia Görke ]