Jack ist Musiker. Eigentlich eher ein Möchtegern-Sänger, vor allem aber ein peinliches Würstchen, ein jämmerlicher Wichser. Denn ausgerechnet er, der gar nix gebacken kriegt, verläßt auf allermieseste Art und Weise seine Freundin Novalee Nation. Als sie sich ein paar Sandaletten kaufen will, fährt Jack einfach los.
Novalee steht mutterseelenallein auf dem endlos großen Parkplatz des Wal-Marts. Nicht mal sechs Dollar in der Tasche, dafür aber hochschwanger und vom Vater des Kindes im Stich gelassen. Sie geht zurück in den Supermarkt und läßt sich auf dem Klo unbemerkt einschließen. Sie verbringt die ganze Nacht dort. Viele Nächte werden folgen. Abends richtet sie sich im Mart ein Lager und baut am Morgen alles unbemerkt wieder ab. Die Heimlichtuerei fliegt auf, als sie ihrem Sohn mit dem bescheidenen Namen Americus das Leben schenkt. Im Wal-Mart natürlich. Novalees Überlebenskampf wird zur TV-Sensation, und sie erhält von vielen Seiten finanzielle Unterstützung. Menschliche Geborgenheit erfährt sie an der Seite von Krankenschwester Lexie, die selbst Mutter von vier reizenden Bälgern ist. Als die ersten Spenden bei Novalee eintreffen, sieht sie auch erstmals ihre Mutter wieder, die sie vor Jahren einfach verlassen hatte. Die Gute bleibt nicht ewig, sondern verschwindet bald wieder. Mit Novalees Geld...
Etwas pathetisch und rührselig kommt sie daher, die ewige Mär vom armen häßlichen Entlein, welches nach langer Durchboxerei stark und schön sein wird. Doch Matt Williams’ Film hat durchaus seinen Reiz. Er kleistert seinen wunderbar gespielten Heldinnen keine kitschigen Standardphrasen an den Hals, läßt mitunter auch einmal nur Stille wirken. Schon eine Seltenheit im amerikanischen Mainstream-Kino. Er giert glücklicherweise auch nicht nach seiner Heiligsprechung durch sämtliche amerikanische Frauenrechtsvereinigungen, sondern konzentriert sich einzig darauf, den Beweis zu bringen, daß es oft keine Punkte macht, sich nur um sich selbst zu drehen. Es könnte immer schlimmer sein. Dieser Zweckoptimismus macht diesen Film sympathisch.
Originaltitel: WHERE THE HEART IS
USA 2000, 120 min
Verleih: Helkon
Genre: Schicksal, Romantik
Darsteller: Natalie Portman, Ashley Judd, Joan Cusack
Regie: Matt Williams
Kinostart: 09.11.00
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.