D 2019, 103 min
FSK 0
Verleih: Arsenal

Genre: Dokumentation

Regie: Sandra Gold

Kinostart: 15.12.22

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Wo ist Gott?

In spirituellen Köpfen

Flammen, Wellen, Felsen, Wolken – „Wo ist Gott?“ steht über den Elementen. Im menschlichen Bewußtsein ist er aufgespalten, in die Welt projiziert. In Sandra Golds Dokumentarfilm erklären Gläubige ihre Einstellungen zum Leben. Es geht um Liebe, Streit, das Finden zum Ich. Religion als Selbsthilfe, Tips wie aus Lifestyle-Ratgebern. Die Leinwand wird zu ihrem Sprachrohr, zur Begegnungsstätte, in der das Heilige in das Profane übersetzt und Befindlichkeiten ausgetauscht werden.

WO IST GOTT? zeigt Versuche, für kleine alltägliche Transzendenzen Worte zu finden. Religiöse Praktiken, die nach Bedürfnisbefriedung streben. Nicht in irgendeinem Jenseits, im Hier und Jetzt! Das ist zeitgemäß, zeitgeistig, aber zu naiv eingefangen. Der Film stellt zu wenig an mit seiner nunmehr komplizierten Gleichzeitigkeit säkularer und religiöser Denksysteme, ihren mannigfaltig verschränkten Formen. Trennlinien zerfließen zwischen neugieriger Studie über universelle menschliche Triebkräfte und schwülstigem Erbauungskino. Gold findet in ihrem Ensemble kaum mehr als kuriose Prediger, fremdartige Stimmen über allzu scheuem Bildmaterial. Sie raunen fortlaufend von Sehnsucht, Zuneigung, Natur, innerem Frieden, geschenktem Glück. Daß die Regisseurin ihnen so geduldig zuhört, ist mutig. Daß sie ihnen filmisch so wenig entgegenzusetzen weiß, außer immer wieder in den Gesichtern und laut aufgesagten Gedanken zu versinken, ist schade.

Es bleiben reproduzierte Binsen, gesprochen in kontextlose Leere. Losgelöstes Heiliges, das nicht zu fassen ist. „Eine Entscheidung, einander auszuhalten, das ist Liebe.“ Gott schweigt zu solchen Kalenderweisheiten.

[ Janick Nolting ]