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Wojaczek

Außenseiter, Narziß, Poet.

Der polnische Dichter Rafal Wojaczek nahm sich 1971 im Alter von 26 Jahren das Leben. Seine Poesie und sein selbstzerstörerischer Lebensstil hinterließen bei vielen jungen Polen damals einen tiefen Eindruck.

Im langen, fleckigen Kaftan, eine Zigarette im Mund, mit den Händen komisch gestikulierend und auf eine besondere Art aus kleinen Gläsern Wodka trinkend, hatte er etwas sehr charakteristisches für einen polnischen Kinohelden der 60er Jahre.

Der Außenseiter, der an der Grenze der Realität balanciert, als wollte er jeden Augenblick abspringen, wurde von den Frauen bewundert und umworben, während er nur sich selbst liebte und seinen eigenen Mythos pflegte. Wie Rimbaud vor 100 Jahren provozierte Wojaczek den Spießbürger als Reaktion auf die "Hölle des Alltäglichen", die er klarer wahrnahm als alle anderen. Außerhalb dieser Hölle stand nur die kleine Freundin des Dichters, Krankenschwester - sachlich, fürsorglich und gütig, mit Verständnis, soweit es jedenfalls möglich war.

Als Spielfilm an Originalschauplätzen ge-dreht, z.B. in Wojaczeks Stammkneipe, die er von Zeit zu Zeit durch die riesige Fensterscheibe zu verlassen pflegte, versucht der Regisseur eine sensible Annäherung an den realen Helden. Lose und doch zusammenhängend sind einige charakteristische Episoden aus der letzten Zeit des Dichters zu einer homogenen Geschichte verknüpft, während man im

schmutzigsten Schwarzweiß in die aus heutiger Sicht skurril-banale Welt des polnischen Alltags der 60er Jahre mit ihrem morbiden Charme zurückkehrt.

Majewski, bekannt geworden als Drehbuchautor und Produzent des amerikanischen Films BASQUIAT verwischt auf feine Art die Grenzen zwischen dem grotesken Helden und der Welt, um zu zeigen, daß Wojaczek derselben Welt angehörte, wie die Menschen, die ihn begleiteten.

[ Verleih ]