Originaltitel: WOLF CREEK

Australien 2005, 99 min
FSK 18
Verleih: Kinowelt

Genre: Thriller, Psycho

Darsteller: John Jarratt, Cassandra Magrath, Kestie Morassi, Nathan Phillips, Gordon Poole, Guy O’Donnell

Stab:
Regie: Greg McLean
Drehbuch: Greg McLean
Produktion: Greg McLean

Kinostart: 13.07.06

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Wolf Creek

Blanker Terror um den Wolf im Schafspelz

Wenn zu Beginn einige Texttafeln über die Vermißtenzahlen in Australien informieren und verkünden, der nun folgende Film beruhe auf wahren Ereignissen, ist man noch neutraler Stimmung. Entsprechend gelöst lernen wir Ben, Liz und Kristy kennen, drei quer durch Down Under reisende junge Leute, welche häßliche Klamotten tragen (diese Mützen!), alberne Lieder singen, brav Ansichtskarten an Mutti schreiben und über alles Mögliche palavern. Kurz formuliert: normale Menschen, für die man schnell Sympathie hegt.

Doch obwohl quasi nichts geschieht, liegt permanente Bedrohung in der Luft. Es knistert förmlich, während das Trio durch wunderschöne Landschaften fährt. Die eingesetzte Handkamera sorgt für Authentizität, subtile Vorzeichen und das anfänglich unkende "Einige Vermißte tauchen niemals wieder auf" schaffen ein ungutes Gefühl. Tatsächlich ist nach fast exakt der halben Laufzeit unvermittelt Schluß mit fröhlichem Beisammensein und Postkartenromantik, denn ein Serienkiller hat sich den drei Freunden an die Fersen geheftet.

Selbst jetzt opfert der Film seine Protagonisten aber nicht den üblichen Klischees, sondern behält immer im cineastischen Hinterkopf, daß es sich bei Ben & Co. um echte Personen handelt. Entsprechend liegt das Hauptaugenmerk auf ihrer Angst, in der möglicherweise stärksten Szene findet Liz die Urlaubsvideos einer Familie, welche ebenfalls dem Killer zum Opfer fiel. Trotz kleinerer Ausfälle verhält sich gerade Liz dennoch derart clever, daß man tatsächlich um sie bangt und sich wünscht, sie möge dem Psychopathen entkommen. Ob das gelingt, wird hier natürlich nicht verraten, dafür jedoch als Plus vermerkt, wie konsequent WOLF CREEK die Regeln für moderne Terrorfilme auch in Sachen Gewaltdarstellung untergräbt: Ausufernde Sadismen muß man nicht ertragen, die eingestreuten Brutalitäten bleiben stets kurz, nahezu eruptiv – wurden aber wiederum so realistisch und gnadenlos inszeniert, daß sie wirklich weh tun. Wenn dann vor dem Abspann ein paar weitere schlichte Texttafeln die Geschichte zu ihrem bitteren Ende führen, ist man bloß noch damit beschäftigt, seine Nerven wieder unter Kontrolle zu bringen, um diesen Ausnahmevertreter seines Genres zu verarbeiten.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...