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Yentown – Swallowtail Butterfly

Blutig-poetisches Milieu-Puzzle

Nach dem eher freakig-besinnlichen PICNIC, unlängst in der naTo zu bewundern, giert Regisseur Shunji Iwai jetzt nach epischer Größe. Mit einigem Erfolg, denn YENTOWN ist großes, heftiges Kino, ohne auf Stilmittel des jüngeren, wilden japanischen Films zu verzichten.

Er erzählt von der Waise Ageha, der sich nach dem Tod ihrer Mutter die Hure Glico annimmt. Sie leben in Yentown, etwas abseits von Tokio, ein Pool der Gestrauchelten, Unerwünschten, Fremden.

Als ein Yakuza versucht, Ageha zu vergewaltigen, wird dieser kurzerhand aus dem Fenster geworfen und man entdeckt bei ihm eine Kassette, die neben einem Frank-Sinatra-Song auch noch Daten enthält, die zum Fälschen von Geldscheinen taugen. Glico und ihre Leute kommen zu schnellem Reichtum und eröffnen den Yentown-Club. Eine Plattenfirma baut Glico rasch zum Star auf. Doch das Glück währt nicht lange. Sie kann mit Ruhm nicht umgehen und irgendwie interessieren sich eine ganze Menge nicht allseits beliebter Typen für das magische Tape. Jetzt ist es an Ageha die Truppe zusammenzuhalten. Doch dann taucht da Glicos Bruder auf...

Natürlich macht es Iwai seinem Publikum mit solcher Komplexität nicht besonders einfach, doch nach dem etwas sperrigen Einstieg entfaltet sich sein YENTOWN zu verblüffender Schönheit. Ihm gelingt es, die Kamera atmosphärisch zu setzen und er läßt den Zuschauer nachempfinden, wie schwierig es ist, in einem Kokon aus Prostitution, Verbrechen und Drogenabhängigkeit Zusammenhalt und wenigstens einen Funken Menschlichkeit zu bewahren. So grob und feinfühlig, so intensiv und verstörend, so nachhaltend sieht das japanische Autorenkino der Gegenwart aus.

Originaltitel: SWALLOWTAIL BUTTERFLY - YEN TOWN

J 1996, 143 min
Verleih: REM

Genre: Eastern, Drama, Schicksal

Darsteller: Hiroshi Mikami, Chara, Ayumi Ito, Yosuke Eguchi

Regie: Shunji Iwai

Kinostart: 09.03.00

[ David Waschek ]