Originaltitel: YESTERDAY
GB 2019, 117 min
FSK 0
Verleih: Universal
Genre: Komödie, Musik, Mystery
Darsteller: Himesh Patel, Lily James, Ed Sheeran, Kate McKinnon
Regie: Danny Boyle
Kinostart: 11.07.19
Die Musik der Beatles ist ein kleines Wunderwerk. Ein Versprechen, das sich in all den Menschen erfüllte (und erfüllt), die mit dieser Musik Erinnerungen, Prägungen, Glücksmomente verbinden. Oder sie gar dieser Musik mitverdanken. Was würde der Welt, was würde der Menschheit doch fehlen, gäbe es diese Songs nicht?
Um es mal sein zu lassen mit dem schwärmerischen Pathos. Allein, weil man in Betrachtung von Regisseur Danny Boyles neuem Film YESTERDAY nur bedingt ins Schwärmen gerät. Dabei punktet das Werk erst einmal mit einer herrlich verrückten Ausgangsidee: Für zwölf Sekunden wird der Welt der Stecker gezogen. Zwölf Sekunden fällt auf dem gesamten Planeten der Strom aus, verlöschen die elektrischen Lichter. Ein galaktisches Mysterium, ein Fingerzeig des Schicksals, ein Joke Gottes? Eine Frage, die Jack, als Singer-Songwriter so leidenschaftlich wie erfolglos in der englischen Provinz unterwegs, nicht wirklich groß umtreibt. Reichten diese zwölf Sekunden doch aus, ihn mit einem Bus kollidieren und im Krankenhaus landen zu lassen. Jack ist bald wieder wohlauf – allerdings ist mit der Welt etwas Erstaunliches geschehen: Ihr fehlen die Beatles! Kein Mensch kennt auch nur einen ihrer Songs! Kein Wikipedia-Eintrag informiert über die Band. Kein Plattenhändler hat jemals was von ihr verkauft. Es scheint, als wüßte nur Jack um die vier Jungs aus Liverpool. Und um ihre Songs, die – wer könnte der Versuchung widerstehen – Jack kurzerhand als seine eigenen auszugeben beginnt. Natürlich mit grandiosem Erfolg.
Mit dem sich dann aber prompt in den gewitzten Tonfall eines Was-wäre-wenn-Fabulierens, mit dem YESTERDAY anfänglich aufwartet, die naturgemäß weit weniger gewitzten Akkorde des Moralischen einschleichen. Nicht, daß das bei einem menschenfreundlich anheimelnden Sommerfilm überraschend ist. Aber ein wenig mehr Biß und ein wenig mehr britischer Sarkasmus hätten dem Ganzen und vor allem auch der Hauptfigur gut getan. Jack zumal ist dazu verdammt, ohne Unterlaß der Sympathieträger zu bleiben, der er von Anfang an ist; ganz so, als könnten nur reine Herzen wahrhaftig im Rhythmus der Beatles schlagen.
Aber wie gesagt: Sommerlich kurzweilig geraten ist YESTERDAY dennoch. Eine Best-Of-Beatles-Songs-Kinomär, in der sogar ein Beatle auftritt, der nicht weiß, daß er ein Beatle ist. Allerdings sollte man sich die Frage, was nun wiederum diesem Film alles fehlen würde, würde ihm diese Musik fehlen, trotzdem lieber nicht stellen. Dem Film zuliebe.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.