Den des Japanischen mächtigen Lesern und eingefleischten Kurosawa-Fans mag der Titel dieser von drei jungen Frauen in drei verschiedenen Metropolen handelnden Dokumentation sofort geläufig sein, allen anderen sei hier die Übersetzung offenbart: Yume bedeutet „Traum.“ Einen solchen haben alle drei Protagonistinnen: Tonko aus Tokio träumt, wie so viele junge Frauen weltweit, von einer Karriere als Popsängerin. Analía aus Havanna ist Künstlerin und will nichts lieber, als endlich auf Dauer mit ihrem Mann zusammen sein zu können, der aber lebt weit weg. Ayin aus Teheran liebt das Kickboxen und würde ihr Hobby gern zum Beruf machen.
Verbunden werden die drei Schicksale dieser jungen Frauen nicht nur durch ihre klar formulierten Lebensträume, sondern vor allem durch die Widerstände, auf die sie in ihrer jeweiligen Heimat stoßen. Tonko geht mit ihrer schüchternen Art im Talente-übersättigten Tokio schlichtweg unter und muß zudem gegen die Einwände ihres skeptischen Vaters bestehen. Analía macht die Politik einen Strich durch die Rechnung, das kubanische Gesetz schreibt ihr nach dem Studium drei Jahre Sozialdienst vor, bevor sie endlich Liebe und Kunst im Ausland leben darf. Und Ayin muß mit ihrem Traum nicht nur gegen durchtrainierte Gegnerinnen, sondern vor allem gegen die patriarchalen Strukturen ihres Vaterlands ankämpfen.
Gemacht haben die solide, aber überraschungsarm gestaltete Doku passenderweise zwei junge Frauen, beide Absolventinnen der Kölner Filmhochschule KHM. Das Gespür und Einfühlungsvermögen, welches die Filmemacherinnen für ihre Protagonistinnen haben, vermittelt sich besonders in den intimeren Momenten, in denen sie die Frauen einfach nur stumm beobachten und ihrem Alltag nachgehen lassen: Tonko beim Komponieren in ihrem Zimmer, Analía beim Genießen ihres Terassenblicks auf Havanna, Ayin beim Joggen auf Teherans Straßen. Dagegen wirken die Gesprächssituationen mit Eltern und Freunden oft etwas zu gesteuert und thematisch vorgegeben.
Trotz dieser formalistischen Kniffe fehlt unterm Strich ein wenig der Kern, ein sich emotional vermittelnder Zusammenhalt. Zu kopflastig, zu ausgedacht fühlt sich die Verknüpfung der Stränge am Ende an. Darüber kann leider auch der einige Hilfestellung leistende Titel – wenn man ihn einmal übersetzt hat – nicht hinweghelfen.
Originaltitel: YUME
D 2010, 65 min
Verleih: Eigenverleih
Genre: Dokumentation, Schicksal
Stab:
Regie: Annkathrin Hausmann, Shirin Saghaie
Drehbuch: Annkathrin Hausmann, Shirin Saghaie
Kinostart: 08.12.11
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...