Label: La-La Land Records
Mittlerweile sind nahezu alle bedeutenden Soundtracks auf LP oder CD verewigt worden. Für die Speziallabels hat nun die Zeit begonnen, in den Ecken der Archive zu suchen. Dabei dringen sie immer tiefer in Bereiche vor, wo Tonbänder längst vergessener Genre-Blüten oder B-Movies verstauben. So zum Beispiel die Soundtracks der beiden Desasterflicks AIRPORT ’77 und AIRPORT ’79, die letzten beiden Einträge der Filmreihe. John Cacavas, der mit AIRPORT ’74 bereits Flugluft schnupperte, kehrte mit dem dritten Teil ins Komponistencockpit zurück, Lalo Schifrin – durch ACHTERBAHN mit dem Genre vertraut – übernahm den vierten.
Beide Musiken zeichnen sich durch eine dem heutigen Mainstreampublikum eher unvertraute Atonalität aus. Dabei behandelt Cacavas die Tonspurt texturaler als Schifrin. Dem getragenen Titelthema vorangestellt ist ein instrumentales Cluster, das von einem düsteren Moog-Synthesizer-Puls getaktet wird. Damit setzt Cacavas den klanglichen Duktus für die gesamte Komposition: Statt distinktives thematisches Material zu entwickeln, flext Cacavas fortan den Orchestermuskel, um Klaustrophobie und Ausweglosigkeit musikalisch nachzuspüren.
Lalo Schifrin gönnt dem Hörer hingegen einige heroisierende und funkige Titel, bevor auch er ins Atonale abdriftet. Das Actionmaterial bleibt dabei motivisch untersetzt und strukturell faßbarer als Cacavas’. La-La Land Records vereint die beiden faszinierenden Arbeiten auf einem Doppelalbum in ihrer neuen Universal Heritage Collection. Bleibt zu hoffen, daß die Archivtüren noch lange geöffnet sind.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.