Label: Sony Classical
Knapp 60 Jahre liegen zwischen William Wylers kinematographischem Meilenstein BEN HUR (1959) und Timur Bekmambetovs gleichnamigem Remake. Sechs Dekaden, in denen sich das Medium Film fundamental verändert hat. Mag die Notwendigkeit einer Neuverfilmung des Lew-Wallace-Bestsellers auch angezweifelt werden, einen aufschlußreichen Vergleich zweier Filmkomponisten, die exemplarisch für die Veränderungen in ihrem Metier stehen, bietet sie aber schon.
So anachronistisch Miklós Rózsas opernhafter Golden-Age-Sound auf die Hörgewohnheiten heutiger Kinogänger auch wirken dürfte, so vertraut sind sie mit Beltramis elektronisch getunten Orchesterklängen. Doch was in den 50ern noch Symbiose war, wird immer mehr zum Parasitismus. Hatte Rózsa im Film noch Gelegenheit, seine Themen im vielschichtigen Tonsatz zu entwickeln und chorsinfonische Breitwand zu etablieren, bleibt Beltrami dafür keine Zeit. Eingeengt von Schnittrhythmus und Filmdynamik zerrt er an seinem motivischen Material und jagt von Effekt zu Effekt. Kleidete Rózsa BEN HUR in einen Hermelinmantel, zieht Beltrami dem Remake nur noch die Funktionsjacke über. „Form Follows Function“, im Design ein Leitsatz, führt in der zeitgenössischen Filmmusik immer mehr zum Verlust ihrer Eigenständigkeit. Schade.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.