Label: Hollywood Records
Es ist der erfolgreichste Monat in Thomas Newmans Karriere. Anfang November kam der nach SKYFALL zweite Bond-Film mit seiner Musik in die Kinos und nun BRIDGE OF SPIES. Das Besondere: Es ist der erste Steven Spielberg-Film seit 30 Jahren, seit Quincy Jones sich die Kompositionsrechte an DIE FARBE LILA „erzwang“, zu dem nicht John Williams die Filmmusik geschrieben hat. Spielberg und Williams – wie soll ein anderer Komponist dieser legendären, nach eigener Aussage eheähnlichen Zusammenarbeit Genüge tun? Die Meßlatte liegt eigentlich unerreichbar hoch, auch wenn Newman auf persönliche Empfehlung des erkrankten Williams einsprang.
Eins wird beim Hören von Newmans Ersatzmusik sofort klar: Eine Kopie des Williamssounds ist sein Score nicht. Eher schon eine Kopie des eigenen. Gedehnte Streicherfragmente, verschobene, leicht jazzige Klavierfiguren – damit ist Newman bekannt geworden. Neu ist dagegen die dunkle, chorale Einfärbung. Das schwächste Glied bilden dagegen die in Actionpassagen endlos repetierenden Portato-Streicher. Ein einfältiger und enervierender Tonsetzerstreich. In der Summe hinterläßt BRIDGES OF SPIES eher einen gediegenen als außergewöhnlichen Eindruck; auch im Hinblick auf Newmans Œuvre. Den Vergleich mit John Williams muß sie gar scheuen. Schade.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.