Das Ziel eines Horrorfilmes ist bekannt: Spannung, Angst und Schrecken im Zuschauer wecken. Daß das Schock-Moment dabei von der Filmmusik außerordentlich gefördert wird, ist auch klar (bestes Beispiel: PSYCHO). Wie es aber die Versierteren unter den Komponisten schaffen, immer wieder neue Dimensionen des Suspense auszuloten, bleibt ein Rätsel. Jerry Goldsmith, (Alt-)Meister aller Klassen, erreicht mit seiner Komposition zu THE HAUNTING zwar nicht die Qualität früherer Werke dieses Genres (THE OMEN, POLTERGEIST), ihm gelingt es aber problemlos, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen und neue Pforten zu öffnen. Dabei bedient er sich seiner oft zitierten, unaufdringlichen Art, synthetische Klänge in das instrumentale Material mit einzuweben. Der Grusel wird perfekt, wenn die düsteren Passagen eskalieren, das Orchester von der Leine gelassen scheint, die Blechbläser in schaurige Tiefen sinken und die Streicher in schrille Höhen steigen. Wie im klassischen Drama spitzt sich alles kurz vor Ende zu: Die Mächtigkeit des Finales, bei dem nach einer zarten, mysteriös anmutenden Introduktion das ganze Orchester einfällt und sich in einer unablässigen Eindringlichkeit bis zum Ende steigert, ist beispielhaft. Etwas bemüht sorglos klingen dagegen die thematisch ruhigeren Musiktitel; ebenso die Verwendung eines Walzers als Karussell-Thema, eingespielt von einem antiquiert klingenden Synthesizer, erscheint zu trivial.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.
Label: Varése Sarabande