Label: Varèse Sarabande
DRACULA feiert derzeit gleich zweimal seine filmmusikalische Auferstehung. Soeben erschienen ist Wojciech Kilars düsterer Orchestertumult zu BRAM STOKER’S DRACULA, kurz davor preßte Varèse Sarabande John Williams’ DRACULA-Version von 1979 auf eine Doppel-CD.
Die Kompositionsstile des Polen Kilar und des Amerikaners Williams unterscheiden sich deutlich, entsprechend anders fallen ihre filmmusikalischen Lesarten des bekannten Schauerromans aus. Wo Kilar mit groben Texturen hantiert, webt Williams einen filigraneren Faden: Zwar läßt er sein Hauptthema melodramatisch weit ausgreifen, ornamentiert es aber zugleich – ähnlich gotischen Verzierungen – mit Triller und Punktierung. Den obligatorischen Horroranteil des Films betont der Komponist indes nicht etwa mit atonalen Clustern oder Stingern, sondern mit chromatisch-dissonanten Brücken, die immer wieder zu Variationen des Hauptthemas zurückleiten. Überhaupt verwurzelt Williams das musikalische Zentrum von DRACULA nicht im Vampirfilm, sondern im Fantasy-Drama. Die Neuveröffentlichung bietet dafür mit einer Verdopplung der Spieldauer zum Originalalbum einen ausführlicheren Beweis.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.