Harry Potter ist in den letzten 20 Jahren zu einer weltweiten Kulturkonstante avanciert. Sieben literarische Hauptwerke, acht Filme, ein Theaterstück und ein Themenpark sind das Fundament eines milliardenschweren Geschäfts, das seit der Erstveröffentlichung von „Harry Potter und der Stein der Weisen“ nicht nur seine Autorin steinreich gemacht hat. Auch die Studios, die Verlage, die Merchandising- und Spielzeugproduzenten profitieren in einer endlos verzweigten Verwertungskette. Mit PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND startete jüngst das erste Spin-Off. Vier Fortsetzungen sind geplant und verlängern den Goldrausch bis mindestens 2024.
Daß bei all der Geschäftemacherei dem Potter-Universum noch nicht der Zauber abhanden gekommen ist, ist vorwiegend J.K. Rowlings Originalität zu verdanken. Aber auch John Williams’ Filmmusik. Davon können sich Konzertbesucher am 2. April überzeugen, wenn an diesem Abend der gesamte Soundtrack von HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN live zur Filmprojektion erklingen wird, gespielt vom Radio-sinfonieorchester Pilsen unter der Leitung von Justin Freer.
Als John Williams 2001 den Kompositionsauftrag für den ersten Teil annahm, lag seine letzte Fantasymusik (HOOK) zehn Jahre zurück. Umso überschwenglicher warf sich der Komponist ins Zeug und schuf eine ideen- und nuancenreiche Klangwelt, die das Zweckdienliche dieser Musikgattung weit hinter sich ließ. Zwei Hauptthemen – das ausschweifende, großherzige Thema für Harry und das zum Potter-Hymnus geadelte, magische „Hedwig’s Theme“ – navigieren den Zuhörer durch den leitmotivischen Reigen, der aus zahlreichen pointierten Situations- und Charakterthemen besteht. Insbesondere die Rätseltour durch Hogwarts’ Katakomben verwandelte Williams in ein tondichterisches Feuerwerk: hetzende Streicher, Bläserattacken im Staccato, dämonisch sirrendes Holz. Kompositorischer Höhepunkt auf dieser Tour de Force: das düster perkussiv kommentierte Schachspiel.
Die Fortsetzung von „Harry Potter In Concert“ mit dem zweiten und dritten Teil der Filmreihe tourt bereits in den USA. Die verbleibenden fünf Sequels sollen auch folgen. Man darf also darauf gespannt sein, wie sich die weniger konzertant gedachten Musiken von Patrick Doyle, Nicholas Hooper und Alexandre Desplat unter dem Live-Mikroskop verhalten.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.