Für HOUR OF THE GUN schrieb Jerry Goldsmith eines der eingängigsten Westernthemen der 60er Jahre, das durch seinen repetierenden Charakter fast zwanghaft zum Ohrwurm avancierte. In seiner Schlichtheit trägt es trotz ausgestellter Moll-Verzweiflung kraftvolle, stolze Züge. Diese Ambivalenz ist bei Goldsmith weder unbeabsichtigt, noch geht sie verloren. Derartig selbstgestellte gestalterische Freiheit nutzt der Komponist und läßt sie in so gegensätzliche Titel wie das treibend-heroische "The Hour of The Gun" oder das dramatische Lamento "Ballot Box" fließen. Wie kein zweiter bricht er dabei Horizonte auf, ohne die Musik dem Genre zu entwurzeln. Maßgebend ist dabei das moderne Instrumentarium - allen voran Jazz-Schlagzeug, E-Baß und Xylophon - das einen deutlichen Abdruck der 60er-Jahre-Dynamik hinterläßt. Blechsalven und Streicherstakkati sorgen für eine traditionelle Mischung, die wiederholt den Vergleich mit Morricones Spaghetti-Western heraufbeschwört. Varèses Wiederveröffentlichung brilliert durch einen erstaunlich klaren und ausgewogenen Klang.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.
Label: Varèse Sarabande