Label: Warner Music
Osteuropäische Filmmusiken haben es schwer in Deutschland. Tschechien macht da keine Ausnahme. Bis auf Karel Svobodas Dreiklangrotationen aus DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL hat wohl keine andere Filmmelodie den Sprung über den Böhmerwald geschafft. Zu gönnen wäre der Auslandserfolg durchaus auch anderen Scores, so zum Beispiel der zauberhaften Partitur zu KOLYA (1996) von Ondřej Soukup. Nun hat der Prager Komponist mit LIDA BAAROVA einen weiteren beachtenswerten Soundtrack vorgelegt.
Das Biopic über die tschechische Schauspielerin und Geliebte Joseph Goebbels versorgt Soukup mit einer schwelgenden Orchestermusik, die sich sukzessive ins Bedrohlich-Düstere wendet. Verschafft er Streichern und Klavier anfänglich noch ausladend postromantische Passagen und Momente impressionistischer Intimität, beschränkt er ihre Freiheit zunehmend mit tief dräuenden Sounds und hämmernder Percussion. Nur stellenweise fällt die elektro-verstärkte Schlagwerkkulisse etwas plakativ und stilistisch retrograd aus. Da hätte der ansonsten schlüssigen kompositorischen Entwicklung mehr Vertrauen in „Unplugged“ gut getan.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.