Label: WaterTower Music
Katastrophenfilme sind für Filmkomponisten Einladung und Herausforderung zugleich. In kaum einem anderen Genre werden menschliche, zwischenmenschliche und gesellschaftliche Aspekte in Überlebensgröße verhandelt. Alles ist im Ausnahmezustand: der Schauplatz, die Handlung, die Figuren, ihre Emotionen. Das Spiel mit Superlativen kann Filmkomponisten zu Höchstleistung antreiben oder sie zwischen Bild- und Sounddominanz inspirationslos verwelken lassen. Andrew Lockingtons Retortenscore zu SAN ANDREAS fällt leider in letztere Kategorie. Seine Musik ist eine kleine Zumutung. Das Titelthema holt zum großen Schwelgen aus, vermißt aber jegliche orchestrale Tiefe und gerät bereits auf den ersten Schritten ins Stolpern. Die nimmer endenden Actiontitel fallen wie ungefähr aus dem Tonsatzbaukasten: enervierende Streicher-Ostinati auf pumpender Elektronik an Blechbläserdekors. Einfältig, abgenutzt, zermürbend. Zu allem Überdruß äugen allerorten Temptracks hervor, die mit wenig kompositorischem Taktgefühl für SAN ANDREAS umgewidmet worden sind. Kein Vergleich zu Klassikern des Genres wie Alfred Newmans AIRPORT (1970), John Williams’ ERDBEBEN (1974) oder David Arnolds INDEPENDENCE DAY (1996) und James Horners TITANIC (1997). Schade.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.