Kaum ein anderer amerikanischer Filmkomponist wird stärker mit dem Wort „Traumfabrik“ assoziiert als der 1932 in New York geborene, fünffache OSCAR-Gewinner John Williams. Seine eingängigen und dennoch raffiniert komplexen Tondichtungen sind untrennbar mit Steven Spielbergs und George Lucas’ Phantasiewelten, mit der INDIANA JONES-Filmreihe, der STAR WARS-Galaxie und dem „Potterversum“ verbunden. Wenn am 16. Januar die „The Best Of John Williams Tour“ in der Arena Leipzig gastiert, werden die meisten Zuschauer die Melodien mitsummen können.
Williams ist einer der letzten Granden seiner Zunft. Als er 1975 auf den Kinofrischling Steven Spielberg traf, hatte er bereits 20 Jahre als Komponist für Film und Fernsehen hinter sich und einige Erfolge mit Scores zu Gaunerkomödien und Katastrophenfilmen wie DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON (1972) verbucht. Doch erst die schicksalhafte Zusammenarbeit an DER WEISSE HAI sollte seiner Karriere den wahren Durchbruch bringen. Auch heute noch sorgen die finsteren, von Celli und Kontrabässen in die akustische Leere gespielten zwei Töne für Tiefwasserneurosen beim Publikum. Ganz andere Reaktionen bewirken da die märchenhaften, verspielten und entrückten Themen aus E.T. (1982), HOOK (1991), JURASSIC PARK (1993) oder HARRY POTTER (2001).
Mit seinem an Spätromantik geschulten Kompositionsstil und einer thematischen Ideenflut griff Williams tief ein in das emotionale Gerüst dieser Filme und erweckte sie so erst zum Leben. Daß der Komponist sein Talent nicht nur millionenschweren Blockbustern zur Verfügung stellt, macht es umso bedauerlicher, daß die Programmgestalter der Tournee ihre Aufmerksamkeit ausschließlich den Greatest Hits gewidmet haben.
Einer ausgewogenen Künstlerhommage hätten Frühwerke wie Williams’ riffige Partitur zu Clint Eastwoods Gebirgsthriller IM AUFTRAG DES DRACHEN (1975) und Scores von der Seitenlinie wie die poppig aufgeputschte Orchesterraserei aus SLEEPERS (1996) durchaus gut getan. Selbst die kantigeren Spielberg-Scores (MINORITY REPORT, A.I., MÜNCHEN) hätten der Vielfalt von Williams’ kompositorischem Schaffen noch mehr Deutlichkeit verliehen. Dem Genuß des STAR WARS-gerahmten Konzerts wird dieser Mangel allerdings keinen Abbruch tun.
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.