Neu auf dem Filmmusikmarkt sind zwei CDs mit Querschnitten durch die Werkpalette der Genregiganten Jerry Goldsmith und Hans Zimmer. Zwei Komponisten, gegensätzlicher kaum denkbar, die ihrerseits symbolhaft für eine Ära stehen: Jerry Goldsmith, einer der letzten lebenden Legenden des Golden Age, Massenproduzent und Allround-Genie und Hans Zimmer, der als Wegbereiter der elektronischen Filmmusik Anfang der 1980er in den 90ern zum Marktbeherrscher mit einer Heerschar von Jüngern avancierte. Beide sind sie als Komponisten jedes Jahr für die Prestigeprojekte der Majors kaum wegzudenken, da sie durch konstante Resonanz einer internationalen Fangemeinde den Tonträgerverkauf auf hohem Niveau halten. Daß sie allerdings auch ihr Handwerk beherrschen, müssen die beiden neuen Kompilationen nicht erst beweisen.
Sowohl die Zimmer- als auch die Goldsmith-CD sind quasi Konzertmitschnitte (im letzteren Falle ist es eine nachträgliche Einspielung). Dabei sind die Neuinterpretationen bekannter Titel, die besonders bei Goldsmith in Dynamik, Phrasierung und Interpretation von den Filmversionen differieren, zwar gewöhnungsbedürftig, geben aber gleichzeitig den zum Teil thematisch in Medleys zusammengefaßten Musiken einen viel plastischeren Charakter.
WINGS OF A FILM offeriert indessen durch die nahezu restlose Entmantelung der Musik von Elektronik und digitaler Klangnachbearbeitung einen ungefilterten Blick auf Zimmers Schaffen. Besonders die Titel aus GLADIATOR und THE THIN RED LINE können so, auch dank der fabelhaften Musiker, ihren kompositorischen Hypnotismus voll entfalten. Nicht nur Lisa Gerrard, sondern auch Heitor Pereira, Lebo M und Pete Haycock präsentieren auf dieser Live-CD, was sie vor Jahren für die jeweiligen Filme schon einmal einspielten. Ein Star-Line-up der Extraklasse! THE FILM MUSIC OF J.G. bietet mit dem London Symphony Orchestra ebenfalls ein weltbekanntes Ensemble, das Scores wie THE SAND PEBBLES, THE WIND AND THE LION oder RUDY mit viel Verve interpretiert. Glanzstücke der Zusammenstellung sind allerdings die unbekannteren TV-Themen Goldsmiths wie DR. KILDARE oder THE WALTONS.
Beide CDs sind uneingeschränkt empfehlenswert!
[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.
Label: Decca