D/Brasilien/Israel 2018, 94 min
FSK 0
Verleih: jip
Genre: Tragikomödie, Roadmovie
Darsteller: Asaf Goldstein, Antonio Petrin
Regie: Jorge Gurvich
Kinostart: 18.07.19
Filme, in denen es um Fußball geht, nerven oft. Also zumindest, wenn man als Filmkritiker dem Spiel als solches mit frohgemuter Gleichgültigkeit begegnet. Und man zudem nicht mal im Namen der eigenen, selbstredend stark ausgeprägten Toleranz in der Lage ist, eine Aversion gegenüber jener unangenehmen Melange aus selbstgefälligem Geschäftsgebaren und grölendem Fanschal-Massentaumel abzulegen, die ja zumal der Spitzenfußball gern mit sich bringt.
Das zur kleinen Vorrede. Jetzt zu BACK TO MARACANA. Ein Film, in dem es um Fußball oder genauer gesagt um zwei Fußballfans geht. Um Alberto, erfolgloser Geschäftsmann Anfang 40, und seinen alten Papa Samuel. Beide leben als Juden in Israel, weshalb auch gleich zu Beginn des Films der hübsche Satz „Warum reden Israelis im Radio dauernd über Fußball? Gibt’s keine Kriege mehr?“ fällt. Was zum einen gut auf den Humor verweist, den der Film pflegt – und zum anderen auf die Zeit der Handlung: 2014 nämlich spielt die, also in jenem Fußball-WM-Jahr, in dem Deutschland die Brasilianer mit 7:1 in Grund und Boden bolzte. Und das in Brasilien. Was Alberto und Samuel allerdings noch nicht wissen können, wenn ihre Geschichte ihren Lauf nimmt. Eine Geschichte, zu der auch noch der 12jährige Italy, Samuels Sohn gehört. Der lebt eigentlich bei der von Alberto getrennten Mutter. Nur will die mit ihrem neuen Lover – einem Deutschen! – nach Brasilien.
Wohin dann auch bald Samuel und Alberto gemeinsam mit Italy aufbrechen. Daß der auf Fußball keinen Bock hat, fällt nicht ins Gewicht. Schließlich liegen in Brasilien die familiären Wurzeln von Samuel, weshalb schon rein genetisch bei Italy das Interesse für Fußball erwachen wird. Und außerdem muß man doch – aus Sportbegeisterung wie auch persönlicheren Gründen – einfach dabei sein, wenn die Brasilianer den Krauts mal so richtig zeigen, wie Fußball geht.
Was dann ja nur eine der Sachen ist, die nicht so ganz klappen in dieser witzig-melancholischen Geschichte, mit der Regisseur Jorge Gurvich sein Drei-Generationen-Trio auf einen Pleiten-Pech-und-Pannen-Trip durchs im Fußballfieber taumelnde Brasilien schickt. Daß BACK TO MARACANA dabei auch für etwaige Fußballmuffel unterhaltsam ist, muß man unbedingt hinzufügen. Und wie versöhnlich sich dann hier auch die deutsch-israelischen Spannungen auflösen, ist nur einer der vielen Charmepunkte, mit denen dieser kleine Film über Familie und Fußball zu gefallen weiß.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.