Editorial 02/25

[ 23.01.2025 ] Weswegen geht man eigentlich ins Kino? Klar, gut erzählte, am besten nicht auf ausgetretenen Wegen wandelnde Geschichten haben es uns angetan, gern solche, die mit dem eigenen Leben vielleicht gar nicht so viel zu tun haben, Eskapismus ist ein sehr gutes Argument. Manchem Star folgt man durch die Karriere, bestimmten Genres ist man zugeneigt, der Wunsch, mitreden zu wollen, gerade nach diversen Festivalaufschlägen oder Filmpreissegnungen, spielt häufig auch eine Rolle.

Ganz oft aber, so denke ich, ziehen uns bestimmte Typen ins Saaldunkel. Typen, die auf manchmal schräge Weise interessant, attraktiv oder irritierend scheinen, denen man gewissermaßen durch den Kauf einer Kinokarte Empathie zusichern will. In den kommenden Startwochen gibt es dazu reichlich Gelegenheit. Ins Herz kriechen wird einem zweifelsfrei Totone, der rotblonde Junge aus KÖNIGE DES SOMMERS – vorerst ein recht sorgloser Teenager, dann einer mit überbordender Verantwortung, schließlich ein dreistes Cleverle, und plötzlich ist er auch noch verliebt! Dieser Typ und der gesamte Film sind Herzensstürmer, gar keine Frage! Außerdem gesellt man sich Typen wie Jochen Falk nur zu gern zur Seite, ein Ex-DDR-Agent mit einer herrlich abgefahrenen Bande im Schlepp, die in KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS 2 auf einer Rettungsmission sind, die vielleicht die letzte für alle Beteiligten sein wird. Solche Typen lassen uns schmunzeln und rühren an, weil sie zeigen, wie man zeitlebens Haltung bewahrt und wie flüchtig Zeit ist ...

Ein regelrechtes Sammelsurium an Typen wird in PFAU – BIN ICH ECHT? aufgefahren, und dabei reicht es eigentlich zu erwähnen, daß allesamt von der Wunderwaffe Albrecht Schuch gegeben werden ... Oder man bringt richtig viel Zeit mit, fast vier Stunden nämlich, die kaum kostbarer investiert sein können, als sich an die Seite der – im Wortsinn – Schmerzensgestalt Lászlo Tóth in DER BRUTALIST zu stellen. Wem es indes weniger fiktionale Figuren angetan haben, der findet die komplette Aufstieg-Fall-Skala, die ein Künstlerleben bereithalten kann, im großartigen Callas-Biopic MARIA.

Und wenn man den Mut von Schauspielern, die sich weg von ihrem klassischen Typenschema auf wahre Herausforderungen einlassen, belohnen will, dann ist Nicole Kidman die Frau des Monats. Ihr BABYGIRL ist smart, ironisch, provokant und eben auch furchtlos und zeigt, daß Kidman ohnehin eine der größten Schauspielerinnen unserer Zeit ist.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.